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Johann Adam Hiller wurde am 25. Dezember 1728 in Wendisch-Ossig (heute Osiek Luzycki südlich von Zgorzelec in Polen) als Sohn des Schulmeisters und Gerichtsschreibers Johann Christoph Hüller geboren. Er änderte 1763 seinen Nachnamen in „Hiller“, um Missverständnisse bei der Aussprache in anderen Sprachen zu vermeiden. Bereits als Kind wurde er im Violin- und Klavierspiel unterrichtet. 1740 ging Hiller für 5 Jahre nach Görlitz ans Gymnasium Augustum. Dort verbrachte er neben dem Schulunterricht viel Zeit mit Musizieren. Er spielte Bassgeige im „Collegium musicum“ und lernte Flöte, Oboe und Trompete spielen.

Nach einjähriger Arbeit als Schreiber in Sprottau (Schlesien) und Wurzen wurde Hiller 1746 an der Dresdener Kreuzschule als Schüler aufgenommen, da er für sein Alter bereits gute musikalische Kenntnisse besaß. Dort erhielt er neben Gesangs- auch Instrumental erricht beim Kantor der Kreuzkirche, Homilius. In dieser Zeit schrieb er nächtelang die Opern des von ihm hoch verehrten Johann Adolf Hasse ab und analysierte sie. So eignete er sich Kenntnisse im Komponieren an. Er zeigte jedoch ebenso großes Interesse an Sprachen und Poesie und war an seiner Schule ein angesehener Redner.

1751 begann Hiller an der Leipziger Universität ein Studium der Rechtswissenschaften, das er nach drei Jahren beendete. Während des Studiums wirkte er als Flötist und Sänger im „,Großen Konzert“ mit und vertonte wahrscheinlich 1753 Christian Fürchtegott Gellerts Lustspiel „,Das Orakel“, dessen Notenhandschrift Ende 2011 überraschend in Thüringen gefunden wurde.

Bereits 1743 wurde in Leipzig ein Konzertverein gegründet, der bis zum Beginn des siebenjährigen Krieges 1756 im Saal des Gasthauses ,„Zu den drey Schwanen“ Konzerte unter dem Namen „Großes Konzert“ veranstaltete. Johann Adam Hiller kam 1758 nach Leipzig. Während des siebenjährigen Krieges organisierte er mehrere erfolgreiche Subskriptionskonzerte mit den ehemaligen Musikern des „,Großen Konzerts“. Subskription bedeutet, dass man sich vor einer Konzertreihe als Teilnehmer in eine Liste eintragen musste.

Nach dem Ende des siebenjährigen Krieges sollten die „,Großen Konzerte“ weitergeführt werden. Man übertrug Hiller die Leitung. Er erstellte die Konzertprogramme, passte die Werke an die Möglichkeiten des Orchesters und der Sänger an, beschaffte Noten, suchte

Solisten und wirkte am Cembalo oder als Dirigent selbst mit. Die von ihm ausgebildeten Sängerinnen Corona Schröter und Gertrud Elisabeth Schmehling, verheiratete Mara, trugen als Solistinnen erheblich zum Erfolg der „Großen Konzerte“ bei.

1775 gründete Hiller die „,Musikübende Gesellschaft“, die den Schülern seiner Singschule und auch anderen Musikern mit ihren Konzerten im Thomäischen Haus am Leipziger Markt eine Auftrittsmöglichkeit bot. 1778 wurde Hiller ebenfalls zum Universitätsmusikdirektorberufen.

Programmzettel des 1. Gewandhauskonzertes 1781 Zwischen 1780 und 1781 wurde im Gewandhaus, dem Leipziger Messehaus der Tuch- und Wollwarenhändler, ein Konzertsaal eingebaut. Am 25. November 1781 fand dort das erste Gewandhaus-Konzert mit Hiller als Musikdirektor statt. Er leitete diese Konzerte bis 1785 und war damit der erste Gewandhauskapellmeister.

 Nachdem Johann Adam Hiller bereits mehrere kirchenmusikalische Ämter in Leipzig bekleidet hatte, übernahm er im Alter von 60 Jahren 1789 das Amt des Thomaskantors. Damit wurde er auch Musikdirektor der Thomas- und der Nikolaikirche und „Inspector“ des Alumnats der Thomasschule mit 56 Schülern. J. A. Hillers Choral-Melodienbuch für Kirchen und Schulen, Hiller veranlasste schon bald nach seinem Amtsantritt eine Reihe von Reformen sowohl im Alltag der Thomasschule als auch in der Kirchenmusikpraxis. So wurden z.B. die Perücken der Thomaner abgeschafft und das Tragen der Schalaune (schwarzer Chor- umhang) wurde auf Gottesdienste und Beerdigungen beschränkt. Hiller legte ebenso Wert auf gesunde Ernährung und gute Krankenversorgung. Er behandelte seine Schüler mit Liebe und strafte nur aus triftigem Grund, was ihm große Achtung von Seiten der Schüler einbrachte. Hiller betrachtete die Thomasschule vorrangig als musikalische Bildungseinrichtung und bildete seine Schüler sowohl im Chorgesang als auch im Instrumentalspielaus.

Zu seinen Reformen in der Kirchenmusik gehörte die Einführung deutscher Motetten anstelle lateinischer Kirchenmusik. Er vertonte religiöse Oden und Lieder, veröffentlichte eine Motetten-Sammlung in 6 Bänden, darunter einige eigene Kompositionen, und bearbeitete Oratorien großer Meister. In seinem „,Choral-Melodienbuch für Kirchen und Schulen“ schrieb er für Choräle seiner Vorgänger einfachere Melodien. Es wurde in ganz Sachsen benutzt.

Hiller überarbeitete auch Mozarts letztes Werk, das Requiem, und führte es mit den Thomanern erstmals in Leipzig auf. 1800 gab er das Amt des Thomaskantors auf.

Im Laufe seines Lebens hat Hiller Werke zeitgenössischer Komponisten, zum Teil auch in eigener Bearbeitung, in zahlreichen Sammlungen veröffentlicht. Er schrieb eine Reihe von Lehrbüchern, die sich vor allem mit der Art und Weise des Gesangs in Deutschland befassten, den er für überaus rückständig hielt. Dazu gehört z.B. die bekannte „,Anweisung zum musikalisch-zierlichen Gesange“.

Darüber hinaus verfasste er Werke zur Musiktheorie und Musikgeschichte wie z. B. die „Abhandlung über die Nachahmung der Natur in der Musik“, „Lebensbeschreibungen berühmter Musikgelehrter und Tonkünstler neuerer Zeit“, „Über Alt und Neu in der Musik“ und verschiedene kritische Werke zur Kirchenmusik.

Da es die Musikwissenschaft im 18. Jahrhundert als akademische Disziplin noch nicht gab, entstanden Musikzeitschriften, die sich vor allem an „gelehrte“ Komponisten und Musiker richteten. Sie sollten das musiktheoretische Wissen sammeln und kommentieren, vor allem aber auch über die „richtige“ Bewertung von musikalischen Werken belehren. Johann Adam Hiller gab ab 1766 mit den ,,Wöchentlichen Nachrichten und Anmerkungen die Musik betreffend“ erstmals eine regelmäßig erscheinende, völlig neuartige Musikzeitung heraus, die sich an Musiker und das Publikum wandte. Die Aufteilung der Zeitung in Nachrichten über das Musikleben, Rezensionen neuer Werke und theoretische Abhandlungen hat sich bis heute in Musikzeitschriften erhalten. Hiller wurde so zum Begründer der modernen, noch heute üblichen Musikkritik, die dem Leser einen informativen Überblick verschafft.

Einige sind berühmt, Andere verdienen es zu seyn.“

(J.F. Rochlitz 1824, Herausgeber der „,Allgemeinen Musikalischen Zeitung“, über Hiller und dessen Verdienste u.a. um die musikalische Publizistik)

Johann Adam Hiller sah sich selbst nie als großen Komponisten. Er verfasste zahlreiche kleine Klavier- und Singstücke, die er z.B. 1760 als „Wöchentlichen musikalischen Zeitvertreib“ herausgab und die zur praktischen Übung gedacht waren.

Darüber hinaus vertonte er Gedichte und geistliche Texte. Er veröffentlichte Lieder-, Motetten- und Choralsammlungen mit einigen eigenen Kompositionen und Neubearbeitungen. Die meisten dieser Kompositionen sind heutzutage jedoch unbekannt.

Besonders wichtig war Hillers Wirken für die Entwicklung der deutschsprachigen Oper. Mitte des 18. Jahrhunderts gab es in Deutschland wandernde Theatergruppen, die auf öffentlichen Plätzen auftraten, in Leipzig z.B. während der Messe. Die Theatergruppe von Heinrich Gottfried Koch spielte eine besondere Rolle bei der Entstehung des „,deutschen Singspiels“ als Vorläufer der deutschen Oper. 1766 bearbeitete Christian Felix Weiße das erfolgreiche Singspiel „,Der Teufel ist los oder Die verwandelten Weiber“ nach dem Vorbild der französischen „,Opéra comique“ neu und Hiller komponierte neue eingängige Lieder dazu. Vorher war es bereits über Theaterprogramm ,Lottchen am Hofe*, 1778 mehrere Jahre mit Liedern des Violinisten Standfuß aufgeführt worden. Das neue Singspiel wurde bald in ganz Deutschland gespielt. Weiße und Hiller erarbeiteten danach weitere Singspiele, die an den deutschen Bühnen Standardrepertoire wurden. Besonders bekannt wurde , ,Die Jagd“. Hiller war der erste Komponist, der von seinen Werken gedruckte Klavierauszüge veröffentlichte. Seine eingängigen Melodien wurden so allgemein bekannt.

1763 wurde Johann Adam Hiller mit der Leitung des „,Großen Konzerts“ in Leipzig beauftragt. Er bemühte sich, die meist instrumentalen Konzerte durch Gesang abwechslungsreicher zu gestalten. Damals gab es in Deutschland jedoch noch kaum Gesangsausbildung und nur wenige gute Sänger. Unter Hillers Privatschülern befanden sich zwei große Talente: Corona Schröter und Gertrud Elisabeth Schmehling (später berühmt als G. E. Mara). Sie trugen als Solistinnen zum Erfolg des „,Großen Konzertes“ bei. Als G. E. Schmehling 1771 Leipzig verließ, gründete Hiller eine „,Musik- und Singschule“, an der junge Frauen und Männer einen dreijährigen Unterricht in Gesang und anderen Fächern erhielten und auf einen späteren musikalischen Beruf vorbereitet wurden. Er wurde so zum Begründer der höheren musikalischen Bildungsanstalten in Deutschland.

1775 gründete Hiller die „,Musikübende Gesellschaft“, die Konzerte in Leipzig veranstatete. Mit diesen Konzerten gab Hiller den Schülern der Singschule Auftrittsmöglichkeiten im Chor und als Solisten.

Zusätzlich zum praktischen Unterricht verfasste Hiller Gesangslehrwerke, die die Ausbildung von Sängern in Deutschland entscheidend verbesserten, z. B. die „,Anweisung zum musikalisch richtigen Gesange“. 1792 erschien sein Gesangslehrbuch für Schulen.

Nach seinem Tod ließ eine ehemalige Schülerin Hillers aus Dankbarkeit ein Denkmal für ihn vor der Thomasschule erbauen. Heute hängt nur noch ein Teil davon versteckt an der Nordwestecke der Thomaskirche

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